Penzlauer Promenade Nr. 1
Uckermärkische Str. 1, dann Prenzlauer Promenade 1
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Prenzlauer Chaussee auf dem jetzigen Terrain ausgebaut und führte dann weiter bis in die Uckermark. Sie wurde 1878 umbenannt in Uckermärkische Straße. Nach Parzellierung des Ritterguts begann sofort die Bebauung.
Vorbesitzer des Ritterguts und damit der späteren Kolonie waren von Schenkendorff und der Schnapsproduzent Pistorius. Der erste Besitzer der Grundstücksparzelle auf dem heutigen Caligariplatz war der Boniteur Richter. Noch im Juli des Jahres 1873 errichtete hier ein Schlossermeister Ortmann neben dem bereits vorhandenen Wohnhaus ein Restaurationslokal nebst Ritterade und Dunggrube, Stall und Waschküche.
Mit dem Bau des Wirtshauses wurde nicht nur der Grundstein für die Besiedlung von Neu-Weißensee gelegt, hier begann auch die Entwicklung Neu-Weißensees zum Berliner Industrie- und Arbeitervorort. Grundstücksbesitzer und Mieter im ehemaligen Haus Prenzlauer Chaussee 1 pp. Heinersdorfer Weg 60 waren besonders Schlossermeister, Gastwirte und Schneider, aber auch Kaufmänner und Händler, welche die Geschichte des Hauses und ihres Umfeldes mitbestimmten.
Nachdem sozialdemokratische Vereine und die SPD auch in Weißensee Einfluß gewannen, ging es ab 1876 in der damaligen Gastwirtschaft sehr politisch zu. Ab Mai 1876 betrieb der Gerstenhändler Carl Graßnick das Restaurationsgebäude als sozialdemokratisches Vereinslokal weiter. Mit seinen Aktivitäten rief der „Agitator” Graßnick die Geheimpolizei auf den Plan und wurde bald zusammen mit einigen Genossen am 25. Dezember 1878, just zu Weihnachten, aus den Kreisen Niederbarnim, Teltow und Ost-Havelland und den Stadtkreisen Berlin und Charlottenburg ausgewiesen.
Im Jahr 1880 wurde die Preußische Immobilien Actien Bank Eigentümerin des Hauses und der Fleischbeschauer Hahnemann ihr Verwalter. Am 13. September 1889 ging das Grundstück an den Schankwirt Adam über und wurde erneut als Restauration genutzt. Es erhielt zu seinem schönen Vorgarten außerdem eine Fahrrad-Pump-Station. Auf einer Postkarte, die kurz nach der Übernahme des Grundstücks 1890 entstanden sein muß, sieht man die Wirtin Bertha Blümchen und ihren Sohn Fritz Adam hinter der Theke stehen.
1907 meldete die Gemeinde Ansprüche zur öffentlichen Nutzung des Vorgartens an. Es erfolgte ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Gemeinde und Eigentümern. Aus dem Briefverkehr und Zeitungsartikeln wissen wir, dass schon Jahre vorher eine finanzielle Sackgasse bei den Betreibern des Grundstücks entstanden sein mußte. Das Grundstück, jetzt Frau Bertha Blümchen verwitwete Adam gehörig, konnte vollends nicht mehr instandgehalten werden und mußte schließlich 1913 zwangsverkauft und abgerissen werden.
Die neuen Besitzer Frau Mai und der Zahnkünstler Guckel erwarben und vermieteten das halbleere Grundstück mit noch alter Bausubstanz als Markt. Dieser Markt existierte mit Unterbrechungen bis zum 2. Weltkrieg. Seit 1914 scheiterten alle Pläne zur Neubebauung. 1916 wurde das Grundstück Eigentum der Landgemeinde Weißensee und 1920 der Stadt Berlin. Das Grundstück blieb unbebaut, heute belebt wieder ein Wochenmarkt den Platz.
Die Eigentümer: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Mieter: Nr. 1 Tischlerei Winkelmann hauptsächlich Handwerker wohnten hier, z.B.: Schlosser, Tischler, Sattler, Buchbinder, Drechslermeister, Maurer, Putzer, Kunstschnitzer, Schneider, – seit den 20-er Jahren zunehmend Fabrikmitarbeiter. |
Geschichte des Platzes
Ein Plätzchen ist es eigentlich, wenn man ehrlich ist. Aber eins mit einer Geschichte. Nichts spektakuläres, eher eine alltägliche Geschichte, wie sie sich unzählige Male begeben hat. Aber deshalb nicht minder interessant.