Berliner Abendblatt 19.06.2002

Text, Original, ©Berliner Abendblatt Nr. 25, 19.06.2002:

Dr. Caligari beehrt seinen eigenen Platz

Brot­fa­brik fei­ert Namens­ge­bung mit Openair-Aufführung

Wei­ßen­see. Es ist zwar nur ein ers­ter Schritt, doch wenn die bis­her unge­taufte Flä­che vorm Wei­ßen­seer Kul­tur­zen­trum Brot­fa­brik am Sonn­abend den Namen Caligari-Platz erhält, wird damit auch ein Teil der Geschichte Wei­ßen­sees als bedeu­tende Film­stadt wie­der auf­Ie­ben. Zum Anlass der Taufe hat die Brot­fa­brik ein paar Über­ra­schun­gen vorbereitet.

In einem klei­nem klei­nen Glas­haus in Ber­lin Wei­ßen­see ent­stand im Win­ter zwi­schen den Jah­ren 1919 und 1920 unter der Regie von Robert Wiene ein Film, der als eines der zen­tra­len Werke des deut­schen Stumm­films gilt:: „Das Cabi­net des Dr Cali­gari“. Kaum etwas erin­nert heute noch an die eins­tige Film­stadt Wei­ßen­see und bis­lang sogar noch weni­ger daran, wel­che wich­tige Rolle die­ser Strei­fen für die Film­stadt spielte. Doch das wird sich nun ändern. Am kom­men­den Sonn­abend, 22. Juni, erhält eine bis­lang namen­lose Flä­che an der Wei­ßen­seer Spitze – dort wo die Alt­be­zirke Pan­kow, Wei­ßen­see und Prenz­lauer Berg auf­ein­an­der tref­fen – den Namen „Caligari-Platz“. Mit die­ser Taufe geht vor allem der Wunsch der Betrei­ber des Kul­tur­zen­trums Brot­fa­brik in Erfül­lung. Denn vom Ver­ein Glas­haus, der das Haus in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren mit Gale­rie, Thea­ter, lnter­net­stu­dio, Kneipe und Kino zu einem belieb­ten Kul­tur­stand­ort eta­bliert hat, stammt ursprüng­lich die Idee, den Platz zwi­schen Hein­ers­dor­fer Straße und Prenz­lauer Pro­me­nade durch einen klin­gen­den Namen auf­zu­wer­ten. So hatte man bereits vor über einem Jahr beim Bezirks­amt Pan­kow den Antrag für die Benen­nung gestellt. Tief­bau­amt, Bezirks­amt und Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung brach­ten keine Ein­wände gegen die­sen Antrag vor und die For­ma­li­tä­ten gin­gen sogar recht schnell über die Bühne. Die offi­zi­elle Namens­ge­bung will der Ver­ein Glas­haus nun mit Anwoh­nern und inter­es­sier­ten Besu­chern gebüh­rend fei­ern. In beson­de­rem Stil wird des­halb am Sams­tag­abend der Klas­si­ker „Das Cabi­net des Dr. Cali­gari“ auf­ge­führt. Das Beson­dere: Der Film wird Open­air auf eine Was­ser­lein­wand pro­ji­ziert. Sie ent­wi­ckelt sich aus unzäh­li­gen Was­ser­strah­len und weil sie ein­ge­färbt wird, kann der Film ein und zwei­sei­tig gezeigt wer­den. Und weil sowohl ein Kino­fahr­zeug als auch ein klas­si­scher Video­bea­mer pro­ji­zie­ren, kön­nen die Zuschauer ein­an­der gegen­über ste­hen oder sit­zen. Ein wei­te­res High­light: Musi­ka­lisch beglei­tet wird der Stumm­film weder von Orches­ter oder Band noch von einem Pia­no­spie­ler. Das Was­ser fun­giert als Klang­ku­lisse. Die fei­nen Strah­len fal­len auf ver­schie­dene Objekte und erzeu­gen so ganz eigen­ar­tige Laute.
Ter­min: 22. Juni, um 22 Uhr an der Prenz­lauer Pro­me­nade 3.
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